Die Geschichte von T. Lux Feininger und seinem Vater Lyonel Feininger ist mehr als nur eine Familienbiografie – sie ist ein faszinierender Ausschnitt der modernen Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts. Beide Künstler verbindet nicht nur das Talent für das Visuelle, sondern auch ein transkulturelles Leben zwischen Deutschland und den USA, zwischen Fotografie, Malerei und der Avantgarde.
Lyonel Feininger wurde 1871 in New York geboren, als Sohn deutsch-amerikanischer Eltern. Er kam früh nach Deutschland und entwickelte sich hier zu einem der bedeutendsten Vertreter der Klassischen Moderne. Ursprünglich als Karikaturist tätig, wandte er sich ab 1907 der Malerei zu und fand schnell zu einem ganz eigenen Stil: kristalline Formen, klare Strukturen, von Licht durchflutete Architekturen – besonders Kirchen und Stadtlandschaften wurden zu seinen zentralen Motiven.
Vom Karikaturisten zum Bauhaus-Meister
Feininger war ein Pionier der künstlerischen Moderne – und das nicht nur in der Malerei. 1919 wurde er von Walter Gropius zum ersten Bauhaus-Meister berufen. Obwohl er selbst nie Schüler des Bauhauses war, prägte er durch seine Lehre der grafischen Techniken und seine visionäre Sichtweise ganze Künstlergenerationen.
Zwischen den Welten
Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 geriet Feininger aufgrund seiner „entarteten“ Kunst zunehmend unter Druck. 1937 emigrierte er zurück in die USA, wo er weiterarbeitete, lehrte und schließlich 1956 verstarb. Seine Werke sind heute weltweit in bedeutenden Museen vertreten, darunter das MoMA in New York und die Nationalgalerie in Berlin.
Der jüngste Sohn von Lyonel Feininger, Theodore Lux Feininger, genannt „T. Lux“, wurde 1910 in Berlin geboren und wuchs in einem hochkreativen Umfeld auf. Früh zeigte sich sein Interesse an Kunst, und mit nur 16 Jahren trat er in das Bauhaus in Dessau ein – mitten hinein in eine der spannendsten Bewegungen der Moderne.
Jugend am Bauhaus
Während seiner Zeit am Bauhaus kam T. Lux Feininger in Kontakt mit Meistern wie Josef Albers, Wassily Kandinsky und Paul Klee. Besonders aber begeisterte er sich für die Fotografie. Seine Aufnahmen aus den 1920er-Jahren dokumentieren das Leben und die Lebendigkeit der Bauhausgemeinschaft wie kaum ein anderes fotografisches Werk. Sie sind ästhetisch, verspielt und zugleich Zeitzeugnisse eines revolutionären Geistes.
Von der Kamera zum Pinsel
Später wandte sich T. Lux wieder vermehrt der Malerei zu. Nach seiner Emigration in die USA 1936 – auch er floh vor den Nationalsozialisten – entwickelte er einen Stil, der an die Formensprache seines Vaters erinnerte, aber ganz eigene Wege ging. Seine Gemälde sind oft von Bewegung und Dynamik geprägt: Züge, Schiffe, urbane Szenen – immer wieder taucht das Thema Geschwindigkeit auf.
Ein langes Leben für die Kunst
T. Lux Feininger starb 2011 im Alter von 101 Jahren in Cambridge, Massachusetts. Er hinterließ ein vielseitiges Werk als Fotograf, Maler und Chronist der Moderne – geprägt vom Geist des Bauhauses und der Inspiration durch seinen Vater.
Vater und Sohn – zwei Perspektiven auf die Moderne
Die Biografien von Lyonel und T. Lux Feininger sind nicht nur Familiengeschichte, sondern auch Spiegel einer bewegten Zeit. Sie stehen für künstlerische Freiheit, die Kraft der Form und den Glauben an die Erneuerung durch Kunst. Während Lyonel Feininger als Maler und Bauhaus-Meister die Moderne mitprägte, dokumentierte sein Sohn T. Lux deren Alltag, verwandelte ihn in Kunst und führte das visuelle Erbe seines Vaters in neuer Form weiter.
Die Künstlerkolonie Ahrenshoop und das Bauhaus mögen auf den ersten Blick zwei unterschiedliche Kapitel der Kunstgeschichte sein – doch sie stehen in enger Verbindung. Bereits um 1900 zog es namhafte Künstler wie Paul Müller-Kaempff, Marianne von Werefkin oder Alexej von Jawlensky in das abgelegene Fischerdorf an der Ostsee. Ahrenshoop wurde zu einem Rückzugsort für eine freiheitsliebende, experimentierfreudige Kunstszene – ein Gegenentwurf zu den akademischen Kunstzentren der Zeit.
Dieser Geist der Erneuerung und Suche nach neuen Ausdrucksformen lebte später im Bauhaus weiter, das 1919 von Walter Gropius gegründet wurde. Viele Bauhäusler, darunter Lyonel Feininger, suchten ebenfalls nach einer Kunst, die sich mit dem Leben, der Architektur und der Gesellschaft verband.
Expressionistische Strömungen und Ahrenshoop
Ahrenshoop war in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein Zentrum für expressionistische Landschaftsmalerei. Künstler wie Friedrich Wachenhusen, Elisabeth von Eicken oder Theobald Schorn nutzten die Küstenlandschaft als Inspirationsquelle für neue, emotionale Ausdrucksformen. Diese Suche nach einem individuellen künstlerischen Stil – frei von akademischen Zwängen – war auch ein zentraler Impuls der späteren Bauhaus-Kunst.
Die Rolle der Architektur – von Künstlerhäusern zur Bauhaus-Form
Viele der frühen Künstler in Ahrenshoop lebten und arbeiteten in selbst entworfenen Häusern, die dem Geist der Einfachheit, Funktionalität und Nähe zur Natur folgten – Prinzipien, die später vom Bauhaus formalisiert wurden. Auch das Bauhaus verstand Architektur als sozialen Raum. So lassen sich in Ahrenshoop bauliche Zeugnisse einer frühen „Lebenskunst“, die die späteren Bauhaus-Ideen vorwegnahm, bis heute besichtigen.
Persönliche Verbindungen – Künstlerkontakte zwischen Ahrenshoop und Bauhaus
Zwar war Lyonel Feininger selbst nie dauerhaft in Ahrenshoop ansässig, aber sein Interesse an Küstenlandschaften, an maritimen Motiven und an deutscher Kunstszene führte ihn gedanklich und thematisch immer wieder in die Nähe dieser Region. Sein Sohn T. Lux Feininger, der nach dem Krieg mehrfach in Deutschland ausstellte, knüpfte später aktiv Verbindungen zu ostdeutschen und westdeutschen Kunsthäusern – darunter auch zur Region Mecklenburg-Vorpommern.
Dass Ahrenshoop und das Bauhaus durch Persönlichkeiten wie die Feiningers heute miteinander in Beziehung gesetzt werden können, macht die Sonderausstellung von T. Lux Feininger in Ahrenshoop umso bedeutungsvoller: Sie schlägt eine Brücke zwischen zwei Orten, die die Kunst des 20. Jahrhunderts nachhaltig geprägt haben.
Was den Darß und Orte, wie Ahrenshoop so besonders macht, ist die Verbindung von Natur und Kunst. Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts zog es viele Künstler hierher – wegen des Lichts, der Ruhe und der Weite. Heute lässt sich an diesem Ort ein ganz besonderer Urlaub erleben: Ein Spaziergang am Weststrand, ein Besuch im Kunstmuseum, danach ein Glas Wein auf der Terrasse des eigenen Ferienhauses oder -apartments.
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